Encyclopedia of Muhammad

Wiederaufbau Der Kaʿba Durch Die Qurayschiten

Standort Mekka teilnehmende Stämme Banū ʿAbd Manāf Banū Zuhra Banū Makhzūm Kuraisch und seine Unterstämme Banū Dschumah Banū Sahm Banū ʿAbd ad-Dār Banū Asad

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Wiederaufbau Der Kaʿba Durch Die Qurayschiten

Momina Haseeb & Syed Raza Ali *

Die Kaʿba ist der erste Gebetsort auf der Welt, der vom Propheten Adam in Mekka 1 für die Anbetung Allahs errichtet wurde. 2 Wer sie betritt, ist in Sicherheit 3 und wird nicht bestraft oder gequält, bis er/sie es verlässt. 4 Sie ist der heiligste Ort im Islam und die Qibla (Gebetsrichtung) der Muslime. 5 Nach dem Propheten Adam wurde die Kaʿba von den Propheten Abraham , Ismael , 6 dem Propheten Muḥammad und im Laufe der Zeit von anderen Personen wiederaufgebaut.

Grund für den Wiederaufbau der Kaʿba

Als der Prophet Muḥammad fünfunddreißig Jahre alt war, beschloss der Stamm der Quraysch, die Kaʿba wiederaufzubauen. 7 Es werden zwei Gründe für den Wiederaufbau genannt. Ibn Saʿd berichtet, dass Sturzfluten von einer Klippe, die Mekka von oben überragt, eindrangen und die Kaʿba überfluteten. Das Wasser verursachte Risse im Bauwerk und die Menschen befürchteten, dass es einstürzen könnte und die goldenen Ornamente und die Gazelle, worin Perlen und Juwelen eingelassen waren, gestohlen werden könnten. 8 Ein weiterer Grund, der von Ibn Isḥāq erwähnt wird, ist, dass die Menschen planten, die Kaʿba zu überdachen, da sie kein Dach hatte. Sie wollten ihre Mauern erhöhen und sie überdachen, weil ein Teil des Schatzes aus der Kaʿba gestohlen worden war, der sich in einem Brunnen in der Mitte der Kaʿba befunden hatte. 9

Plan für den Wiederaufbau

Die Quraysch besaßen bereits das gesamte Holz, das sie für den Bau des Daches brauchten. Sie hatten es vom Schiff eines byzantinischen Kaufmanns beschafft, das in Jeddah Schiffbruch erlitten hatte und an Land getrieben worden war. Außerdem hatten sie einen erfahrenen koptischen Zimmermann angeheuert, der sich zu dieser Zeit in Mekka aufhielt. 10

Der Plan war, die Kaʿba bis auf die Grundmauern abzureißen und wieder aufzubauen. Allerdings fürchteten sich die Menschen, weil die Kaʿba auch für sie ein sehr heiliger Ort war, und zögerten daher, sie zu beschädigen. Ihre Angst wurde noch verstärkt, als eine große Schlange erschien und sich nahe der Mauer von der Kaʿba niederließ. Wenn sich jemand der Mauer näherte, hob sie den Kopf und zischte mit weit aufgerissenem Maul und verängstigte so die Menschen. Eines Tages, als die Schlange sich in der Sonne wärmte, schickte Gott einen Adler gegen sie, der sie ergriff und mit ihr davonflog. Die Qurayschiten hielten dies für ein gutes Omen und sagte zueinander: „Nun dürfen wir hoffen, dass Gott mit unserem Vorhaben zufrieden ist. Wir haben einen Handwerker, dessen Herz mit uns ist, wir haben Holz und Gott hat uns von der Schlange befreit.“ 11 Daher beschlossen sie, weiterzumachen. Als sie sich vornahmen, die Mauern niederzureißen und es wiederaufzubauen, sagte Abu Wahab:

  Oh, ihr Leute von Quraysch, lasst in dieses Gebäude nur rechtmäßige Einkünfte ein. Kein Einkommen aus Ribāʾ oder anderen ungerechten Praktiken. 12

Der Wiederaufbau

Anschließend teilten die Qurayschiten die Arbeit unter sich auf. Der Bereich in der Nähe der Tür wurde den Banū ʿAbd Manāf und Zuhra zugewiesen. Der Raum zwischen dem schwarzen Stein und der südlichen Ecke gehörte Banū Makhzūm und den Unterstämmen der Qurayschiten. Die Rückseite der Kaʿba wurde Banū Dschumah und Sahm zugewiesen, den beiden Söhnen von ʿAmr ibn Husays ibn Kaʿb ibn Luʿayy. Die Seite des Ḥajar wurde der Banū ʿAbd ad-Dār ibn Qusayy und der Banū Asad ibn al-ʿUzza ibn Qusayy sowie Ibn ʿAdī ibn Kaʿb ibn Luʿayy zugewiesen. Dennoch hatten die Leute Angst, die Kaʿba zu zerstören und zögerten, sie zu berühren. Schließlich sagte Walīd ibn al-Mughīra: „Ich werde mit dem Abriss beginnen.“ Er nahm eine Spitzhacke, ging zu ihr hin und sagte: „Oh Gott, fürchte dich nicht, oh Gott, wir wollen nur das Beste.“ Dann riss er Teile von zwei Ecken ab. In dieser Nacht wachten die Leute und sagten: „Wenn ihm etwas zustößt, werden wir nichts mehr davon zerstören und es so wiederherstellen, wie es war. Wenn ihm aber nichts zustößt, dann ist Gott zufrieden mit dem, was wir tun und wir werden es abreißen.“ Am Morgen machte sich Walīd wieder an die Arbeit und die Leute arbeiteten mit ihm, bis sie zum Fundament von Abraham (Ibrāhīm) A.S. kamen. Am Fundament stießen sie auf grüne Steine, die wie Kamelhöcker aussahen und miteinander verbunden waren. 13 Dort, in einer Ecke, fanden sie einige syrische Schriftrollen, die sie nicht lesen konnten. Also holten sie einen jüdischen Gelehrten, der sie ihnen vorlas. Sie lautete wie folgt: „Ich bin Allah, der Herr von Bakka. Ich habe es an dem Tag erschaffen, an dem ich Himmel und Erde schuf und die Sonne und den Mond formte und ich habe es mit sieben frommen Engeln umgeben. Sie wird stehen bleiben, solange ihre beiden Berge stehen, ein Segen für ihr Volk mit Milch und Wasser.“ 14 Bei der Stätte von Abraham befand sich eine weitere Inschrift, die besagte, dass der Lebensunterhalt im heiligen Gebiet von Mekka von drei Seiten kommt. 15 Diese historischen Gegenstände, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden, beweisen, dass der Prophet Abraham die Kaʿba gebaut hat.

Nachdem sie sie abgerissen hatten, begannen sie mit dem Wiederaufbau. Sie bauten sie in harmonischer Zusammenarbeit weiter, bis sie die Stelle erreichten, wo der schwarze Stein (al-Ḥajar al-Aswad) angebracht werden sollte. An diesem Punkt kam es zu einem Streit. Jeder Stamm wollte die Ehre haben, den schwarzen Stein (der vom Paradies gekommen war) aufzustellen. Sie stritten sich, schlossen Allianzen und machten sich sogar zum Kampf bereit. Die Bani ʿAbd Al-Dzr brachten eine Schale voller Blut und die Leute schlossen einen Pakt, bis zum Tod zu kämpfen, indem sie ihre Hände in das Blut dieser Schale legten. Daher wurden sie als „Blutlecker“ bekannt. Die Stämme der Quraysch standen sich vier oder fünf Nächte lang gegenüber, danach kamen sie zusammen und berieten sich. ʿUmar ibn Makhzūm, der zu jener Zeit der älteste Mann unter den Qurayschiten war, sagte daraufhin: „Oh Stamm von Quraysch, löst euren Streit, indem ihr vereinbart, dass der erste Mann, der durch die Tür dieser Moschee eintritt, die Angelegenheit entscheidet.“ Damit waren sie einverstanden. 16

Der erste Mann, der eintrat, war der Prophet Muḥammad . Als sie ihn sahen, sagten sie: „Es ist al-Amīn (der Vertrauenswürdige), wir sind zufrieden. Es ist Muḥammad .“ Als sie ihm von dem Problem berichteten, sagte er: „Bringt mir ein Gewand.“ Als es ihm gebracht wurde, nahm er den schwarzen Stein und legte ihn auf das Gewand. Dann wies er die Vertreter aller Stämme an, einen Teil des Gewandes zu ergreifen und den Stein gemeinsam anzuheben. Das taten sie so lange, bis der Stein die richtige Stelle erreicht hatte. Schließlich setzte der Prophet Muḥammad den Stein selbst auf. 17 Damit wurde der Bau fortgesetzt, bis den Quraysch die erlaubten Mittel, die sie gesammelt hatten, ausgingen. Sie beseitigten daraufhin einen Bereich von sechs Metern an der Nordseite der Kaʿba, der al-Hijr oder al-Hatīm genannt wird. Außerdem hoben sie die Tür zwei Meter über den Boden an, so dass nur die Leute hineingehen konnten, denen es erlaubt war. Als der Bau die Höhe von fünfzehn Metern erreicht hatte, errichteten sie das Dach, das von sechs Säulen getragen wurde. Nachdem der Bau von al-Kaʿba abgeschlossen war, hatte er die Form eines Quadrats, das etwa fünfzehn Meter hoch war. Die Seite mit dem Schwarzen Stein und die gegenüberliegende Seite waren jeweils zehn Meter lang. Der Schwarze Stein befand sich 1,50 Meter über dem Boden, wo die Menschen ihn umrundeten. Die beiden anderen Seiten waren jeweils zwölf Meter lang. Ein Sockelvorsprung von durchschnittlich 0,25 m Höhe und 0,30 m Breite umgab die Kaʿba. Es wurde asch-Schāḏirwān genannt und war ursprünglich ein integraler Bestandteil des Heiligtums, aber die Qurayschiten ließen es weg. 18

Auch nach der Ära des Propheten Muḥammad wurde die Kaʿba mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Ihre heutige Form ähnelt jedoch der Gestalt und der Größe, die der Heilige Prophet erbaut hat.

 


  • 1 Holy Quran, Aale-Imran (The Family of Imran) 3: 96
  • 2 Abu Al-Waleed Muhammad ibn Abdullah Al-Azraqi (N.D.), Akhbar Makkah, Dar Al-Undulas, Beirut, Lebanon, Vol. 1, Pg. 36.
  • 3 Holy Quran, Aale-Imran (The Family of Imran) 3: 97
  • 4 Abu Bakr Al-Jassas Al-Razi (1405 A.H.), Ahkam Al-Quran, Dar Al-Ihya Al-Turath Al-Arabi, Beirut, Lebanon, Vol. 2, Pg. 304.
  • 5 Holy Quran, Al-Baqarah (The Cow) 2: 144
  • 6 Holy Quran, Al-Baqarah (The Cow) 2: 127
  • 7 Martin Lings (1985), Muhammad ﷺ: His Life based on the Earliest Sources, Suhail Academy, Lahore, Pakistan, Pg. 41.
  • 8 Muhammad ibn Saad Al-Basri (1990), Tabqat Al-Kubra, Dar Al-Kutub Al-Ilmiyah, Beirut, Lebanon, Vol. 1, Pg. 116.
  • 9 Muhammad ibn Ishaq ibn Yasar Al-Madani (2009), Al-Seerat Al-Nabawiyah le-ibn Ishaq, Dar Al-Kutub Al-Ilmiyah, Beirut, Lebanon, Pg. 150.
  • 10 Abd Al-Malik ibn Hisham (2009), Al-Seerat Al-Nabawiyah le-ibn Hisham, Dar Al-Kutub Al-Ilmiyah, Beirut, Lebanon, Pg. 152-153.
  • 11 Ibid.
  • 12 Muhammad ibn Saad Al-Basri (1990), Tabqat Al-Kubra, Dar Al-Kutub Al-Ilmiyah, Beirut, Lebanon, Vol. 1, Pg. 116.
  • 13 Muhammad ibn Ishaq ibn Yasar Al-Madani (2009), Al-Seerat Al-Nabawiyah le-ibn Ishaq, Dar Al-Kutub Al-Ilmiyah, Beirut, Lebanon, Pg. 152-153.
  • 14 Ibid.
  • 15 Abul Fida Ismael ibn Kathir Al-Damishqi (2011), Al-Bidayah wa Al-Nihayah (Translated by Rafiq Abdul Rehman), Darul Isha’at, Karachi, Pakistan, Vol. 1, Pg. 496
  • 16 Abul Fida Ismael ibn Kathir Al-Damishqi (2011), Al-Seerah Al-Nabawiyah, Dar Al-Kutub Al-Ilmiyah, Beirut, Lebanon, Pg. 57.
  • 17 Ibid.
  • 18 Safi Al-Rahman Al-Mubarakpuri (2010), Al-Raheeq Al-Makhtoom, Dar ibn Hazam, Beirut, Lebanon, Pg. 79-80.

  • * This article was translated by Momina Haseeb in to German and edited by Syed Raza Ali.