Nach der verheerenden Niederlage bei Badr kehrte das verbliebene mekkanische Heer in seine Stadt zurück. Zu ihrer Überraschung stellten die Mekkaner fest, dass die Handelskarawane unter der Führung von Abū Sufyān 1 sicher über die Küstenroute nach Mekka gelangt war. Er wartete in Dār al-Nadwa mit der Karawane auf sie. 2 Trotz dieser guten Nachrichten waren die Verluste in Badr zu schwer zu ertragen. Viele Stammesführer und angesehene Anführer der Quraysch wurden im Kampf getötet und ihr Ansehen und Stolz war stark angeschlagen. 3 Daher wurde die Schlacht von Uḥud von den Götzenanbetern aus Mekka beschlossen, um ihre Toten zu rächen und ihre Ehre wiederherzustellen. Diese fand im Monat Schawwāl, an einem Samstag, in der Nähe des Bergs Uḥud statt. Dies war die zweite Schlacht zwischen den Muslimen und den Götzenanbetern. 4
Die Niederlage bei Badr war anders als jede andere und sie hatte die Quraysch zutiefst verärgert. Sie waren nicht bereit sich auszuruhen, bis sie ihre Toten gerächt und ihre Ehre und ihren Stolz wiedererlangt hatten. Nach dem Tod vieler Anführer der Quraysch verkündeten ʿAbdullah bin Rabīʿa, Ṣafwān bin Umayya und ʿIkrima bin Abī Jahl unter den Menschen, die ihre Verwandten in der Schlacht verloren hatten: „Oh Volk der Quraysch, zweifellos hat Muḥammad große Unterdrückung verursacht und eure besten Männer getötet. Helft uns mit diesem Reichtum (den Gewinnen aus der sicher angekommenen Handelskarawane), damit wir unsere Rache nehmen können.“ 5
Abū Sufyān, der nach Badr zum unbestrittenen Anführer von Mekka wurde, behauptete, er sei der Erste gewesen, der dem Aufruf gefolgt sei, und die restlichen Stämme folgte ihm. 6 So stimmte das Volk einstimmig überein, die Gewinne, die aus der Handelskarawane erzielt wurden - insgesamt 50.000 Dinar und 1.000 Kamele - für die Vorbereitung der Schlacht zu verwenden. 7 8 Allerdings wurde das ursprüngliche Kapital den Investoren des Handels zurückgegeben. 9 In diesem Zusammenhang besagt der Heilige Koran:
إِنَّ الَّذِينَ كَفَرُوا يُنْفِقُونَ أَمْوَالَهُمْ لِيَصُدُّوا عَنْ سَبِيلِ اللَّهِ فَسَيُنْفِقُونَهَا ثُمَّ تَكُونُ عَلَيْهِمْ حَسْرَةً ثُمَّ يُغْلَبُونَ وَالَّذِينَ كَفَرُوا إِلَى جَهَنَّمَ يُحْشَرُونَ 36 10
Zweifellos geben die Ungläubigen ihren Reichtum aus, um (Einfluss zu nehmen und) die Menschen am Weg von Allahs Dīn (Religion) zu hindern. Also werden sie es noch weiterhin ausgeben, aber später wird (dieses Ausgeben) für sie eine Quelle der Reue (d. h. Buße und Niedergeschlagenheit) werden. Dann werden sie (durch Allahs Eingreifen) überwältigt werden, und diejenigen, die den Unglauben angenommen haben, werden zur Hölle getrieben werden.
Ibn Kaṯīr zitiert Mujāhid und Saʿīd bin Jubayr und erklärt, dass dieser Vers auf die Zuweisung der Gewinne für den Krieg durch die Mekkaner verweist. 11
Darüber hinaus hatte Hind, die Frau von Abū Sufyān, ihren Vater und Bruder in Badr verloren. Daher provozierte und stachelte sie die Mekkaner weiter an, gegen die Muslime Krieg zu führen, um Rache zu nehmen und den Stolz und das Ansehen auf der arabischen Halbinsel wiederherzustellen. 12
Ṣafwān bin Umayya stiftete Abū ʿAzza ʿAmr bin ʿAbdullah dazu an, Schmähgedichte über den Heiligen Propheten zu verfassen. Zunächst war der Dichter dagegen, weil der Heilige Prophet ihm die Freiheit gewährt hatte, nachdem er nach der Schlacht von Badr gefangen genommen wurde, ohne dabei ein Lösegeld von ihm zu verlangen. Allerdings versprach Ṣafwān bin Umayya ihm finanzielle Unterstützung und weitere Hilfe, womit er ihn schließlich überredete. 13
Nachdem sie alle Gewinne aus dem Handelskarawanengeschäft in Höhe von 25.000 Dinar 14 auf die Vorbereitungen aufgewendet und Stämme aus Nah und Fern zusammengezogen hatten, 15 marschierte eine gut ausgestattete Armee von 3.000 Mann (von denen 700 Soldaten volle Panzerungen trugen), 1.000 Kamele und 200 Pferde 16 auf Medina zu. Die allgemeine Führung lag in den Händen von Abū Sufyān, während Khālid bin Walīd der Anführer der 200 Reiter war, unterstützt von ʿIkrima bin Abī Jahl. Die Kriegsflaggen wurden den Banu ʿAbd ad-Dār übergeben. 17 Als die Quraysch auf dem Weg nach Medina den Ort Abwāʾ erreichten, riet Hind bint ʿUtba Abū Sufyān, das Grab von Āmina , der Mutter des Heiligen Propheten zu finden und auszugraben, um sie im Austausch gegen jeden zu verwenden, der von den Muslimen in der Schlacht gefangen genommen würde. Die Quraysch lehnten die Idee jedoch ab, da dies zu weiteren Konflikten geführt hätte und die Banū Bakr dasselbe mit den Verstorbenen der Quraysch getan hätten. 18 19
Fünfzehn Frauen begleiteten ebenfalls das Heer 20 unter der Führung von Hind bint ʿUtba (der Frau von Abū Sufyān). Darunter befanden sich Umm Ḥakīm bint Ḥāriṯ, die Frau von ʿIkrimah bin Abī Jahl, Fāṭima bint Walīd bin Muġīra, die Frau von Ḥāriṯ bin Hischām, Barza bint Masʿūd, die Frau von Ṣafwān bin Umayya und andere. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, die Soldaten anzufeuern, damit sie mit all ihrer Stärke kämpften und in der Schlacht nicht zurückwichen, selbst wenn die Chancen schlecht für die Götzendiener standen. 21
Jubayr bin Mutʿim hatte einen schwarzen Sklaven namens Waḥschī. Der Sklave war berühmt dafür, sein Ziel nie zu verfehlen. Jubayr bin Mutʿim hatte ihm seine Freiheit versprochen, wenn er mit der mekkanischen Armee ging und es schaffte, den Onkel des Heiligen Propheten , Ḥamza , zu töten, damit er seinen eigenen Onkel Tuʿayma bin ʿAdīy rächen konnte. 22 Er war ebenfalls Teil des Heers.
Der Onkel des heiligen Propheten ʿAbbās war in Mekka und behielt die Mekkaner gut im Auge. Als die Armee Mekka verließ, schickte ʿAbbās bin ʿAbd al-Muṭṭalib einen Brief an den Heiligen Propheten , um ihn mithilfe eines Boten über die einfallende Streitmacht zu informieren. Der Reiter nahm eine Abkürzung und erreichte Medina am Donnerstagabend. Er überreichte den Brief dem Heiligen Propheten , als dieser sich in der Quba Moschee befand.
Der Prophet Muḥammad gab den Brief an Ubayy bin Kaʿb , der ihn vorlas. Als er die Nachricht über die herannahenden Truppen hörte, wurde in Medina umgehend der Notstand ausgesprochen. Späher wurden ausgesandt, um im Umland und allen möglichen Eingängen der Stadt zu patrouillieren. Den Soldaten wurde angeordnet, die gesamte Nacht an den Toren der Stadt zu verbleiben und ihre Waffen nicht abzulegen, auch nicht während der Verrichtung des Gebets (Ṣalah). 23
Der Heilige Prophet sah folgenden Traum in der Nacht, als er den Brief von ʿAbbās erhielt:
واللّٰه إني قد رأيت خيرا، رأيت بقرا تذبح، ورأيت في ذباب سيفي ثلما، ورأيت أني أدخلت يدي في درع حصينة، فأما البقر فناس من أصحابي يقتلون، وأما الثلم الذي رأيت في سيفي فهو رجل من أهل بيتي يقتل. 24
Bei Allah, ich sah Großes, ich sah wie eine Kuh geschlachtet wurde, und ich sah die Spitze meines Schwertes brechen und ich sah mich selbst, wie ich meine Hand in eine starke Rüstung steckte. Die geschlachtete Kuh bedeutet Mord an meine Gefährten, die gebrochene Schwertspitze bedeutet Märtyrertum für einen Mann meiner Familie.
In einem anderen Hadith interpretierte der Heilige Prophet die starke Rüstung als Medina. Deshalb riet er dazu, innerhalb der Stadt zu bleiben. Man erleide weniger Schäden, wenn man in der Rüstung bliebe, als außerhalb. 25
Der Heilige Prophet berief ein Rat ein. Die Gefährten der Muhājirīn und der Anṣār nahmen am Treffen teil. Der Heilige Prophet erzählte allen von seinem Traum und empfahl die Schlacht innerhalb der Stadt auszutragen. ʿAbdullah bin Ubayy (der Anführer der Heuchler) stimmte dem Heiligen Propheten 26 zu und schlug vor, dass die Soldaten in den Straßen kämpfen sollten, während die Frauen von den Hausdächern aus die Feinde steinigen sollten. 27 ʿAbdullah bin Ubayy stimmte dem Heiligen Propheten nicht deshalb zu, weil ihm die Strategie gefiel, sondern weil er in Medina bleiben und dem Kampf ausweichen wollte. 28
Jedoch wollten jene Gefährten, die nicht zuvor an der Schlacht von Badr teilgenommen hatten, den Kampf außerhalb der Stadt austragen, weil sie sich nach Ehre sehnten und es nicht abwarten konnten, die Gelegenheit dazu zu ergreifen. Deshalb bestanden sie darauf, in Richtung Feind zu marschieren, weil sie sonst befürchteten, dass der Feind sie als Feiglinge betrachten könnte, die sich hinter den Stadtmauern versteckten. 29 Ḥamza, einer der starken Befürworter für die Schlacht auf offenem Feld, verkündete, dass er nichts essen würde, bis er gegen den Feind außerhalb der Stadt gekämpft hatte. 30
Als der Heilige Prophet den Eifer und die Entschlossenheit seiner Gefährten sah, beschloss er, die Schlacht außerhalb der Stadt auszutragen. Darum legte der Heilige Prophet nach dem Freitagsgebet seine Rüstung an und gab seine Entscheidung bekannt. Einige Gefährten hatten dabei ein schlechtes Gewissen. Sie glaubten, unabsichtlich respektlos gegenüber dem Heiligen Propheten gewesen zu sein, weil sie seinen ursprünglichen Plan, den Kampf innerhalb der Stadt auszutragen, nicht akzeptiert hatten. Daher baten sie den Heiligen Propheten in Medina zu bleiben und zu tun, was er für richtig hielt. 31 Aber der Prophet Muḥammad entgegnete, dass es für einen Propheten nicht angemessen sei, seine Rüstung abzulegen, bis Allah über ihn und seinen Feind entschieden hätte. 32
Im Monat Schawwāl, im Jahr 3 n. H. an einem Freitag, nachdem sie das ʿAṣr Gebet verrichtet hatten, marschierte eine Armee von 1.000 muslimischen Soldaten zum Schlachtfeld, von denen nur 100 Soldaten eine Rüstung trugen. Die muslimische Armee wurde vom Heiligen Propheten angeführt , der von Saʿd bin Ubāda und Saʿd ibn Muʿāḏ eskortiert wurde. 33 Nachdem sie die Stadtgrenze überschritten und Schaykhān, einen Ort in der Nähe der Stadt, erreicht hatten, hielt der Heilige Prophet die Armee an und überprüfte diese auf minderjährige Soldaten. 34 Er hatte minderjährigen Jungen verboten, in dieser Schlacht zu kämpfen.
Es war an diesem Ort, an dem ʿAbdullah bin Ubayy, der Anführer der Heuchler, seine wahren Absichten zeigte und seine Anhänger davon überzeugte, nach Medina zurückzukehren, da sein Rat, den Feind innerhalb der Stadt zu bekämpfen, nicht befolgt wurde. ʿAbdullah bin Ubayy und seine 300 Anhänger setzten sich von der muslimischen Armee ab 35 und verringerten die Zahl der Soldaten von 1.000 auf lediglich 700, die gegen 3.000 Mann antreten mussten. Auch sein Vater Jābir versuchte ihn aufzuhalten, aber dennoch verließ er sie. Dieses Ereignis wird im Heiligen Koran wie folgt erwähnt:
وَلِيَعْلَمَ الَّذِينَ نَافَقُوا وَقِيلَ لَهُمْ تَعَالَوْا قَاتِلُوا فِي سَبِيلِ اللَّهِ أَوِ ادْفَعُوا قَالُوا لَوْ نَعْلَمُ قِتَالًا لَاتَّبَعْنَاكُمْ هُمْ لِلْكُفْرِ يَوْمَئِذٍ أَقْرَبُ مِنْهُمْ لِلْإِيمَانِ يَقُولُونَ بِأَفْوَاهِهِمْ مَا لَيْسَ فِي قُلُوبِهِمْ وَاللَّهُ أَعْلَمُ بِمَا يَكْتُمُونَ 167 36
Und (Er) unterscheidet auch die Identität der Heuchler. Und als zu ihnen gesagt wurde: „Kommt und kämpft im Namen Allahs oder wehrt euch (gegen den feindlichen Einmarsch)“, sagten sie: „Wenn wir wüssten, dass es (nahezu) einen Krieg geben würde (oder wenn wir es als einen Krieg im Namen Allahs betrachten würden), würden wir euch sicherlich folgen.“ An jenem Tag waren sie dem offenkundigen Unglauben näher als (der vorgegaukelten) Überzeugung. Sie äußern aus ihren Mündern, was nicht in ihren Herzen ist. Und Allah kennt (die Dinge) gut, die sie verbergen.
Einige Gläubige versuchten, ʿAbdullah bin Ubayy und seine Anhänger zu ermutigen, damit sie zurückkehrten und mitkämpften und so die Anzahl der Muslime erhöhten, doch sie lehnten ab. Sie sagten, wenn sie sich sicher wären, dass der Kampf heute stattfindet, würden sie sich ihnen anschließen. Allerdings zweifelten sie daran, dass sie heute kämpfen würden. 37
Die verbliebenen 700 Muslime marschierten weiter in Richtung Uḥud. Als sie das Ḥarra (Geröllfeld) erreichten, erkundigte sich der Heilige Prophet , ob jemand eine Abkürzung kannte, damit sie schneller Uḥud erreichen konnten, ohne von den Mekkanern entdeckt zu werden. Daraufhin trat Abū Khayṯama Ḥāriṯi hervor und führte das Heer durch das Ḥarra von Banu Ḥāriṯa und ihre Palmengärten. 38
Diese Route erwies sich als äußerst hilfreich und der Heilige Prophet schaffte es, Uḥud unbemerkt zu erreichen. Dann versammelte er die Armee in einer ordentlichen Formation und wies sie an, sich nicht in die Schlacht einzumischen, bis er seine Befehle gegeben hatte. Er ernannte auch 50 Bogenschützen unter der Führung von ʿAbdullah bin Jubayr 39 und positionierte sie auf einer Anhöhe, einem kleinen Berg, der sich neben dem Berg Uḥud befand. Dieses Gebiet wurde später als Rimadh bekannt und war der einzige Weg, den die Gegner nutzen konnten, um die Muslime von hinten anzugreifen. 40 Der Heilige Prophet befahl den Bogenschützen, ihre Posten unter keinen Umständen zu verlassen, selbst wenn die Muslime eine Niederlage erlitten oder die Kriegsbeute nach dem Sieg einsammelten. 41
Dann wandte sich der Heilige Prophet an sein Heer und hielt eine äußerst befeuernde Rede, in der er die Realität des Lebens selbst erklärte. Er motivierte sie auch, stark zu bleiben, mit großer Kraft und Tapferkeit zu kämpfen und durchzuhalten, wenn sie während der Schlacht in Schwierigkeiten geraten sollten. 42
Nach der Aufstellung und Positionierung beider Armeen begannen die üblichen Zweikämpfe. Abū Sufyān trat vor und verkündete:
يا معشر الأوس والخزرج خلوا بيننا وبين بني عمنا وننصرف عنكم، فشتموه أقبح شتم، ولعنوه أشد اللعن. 43
„Oh, ihr Stämme von Aus und Khazraj! Lasst uns und die Söhne meines Onkels in Ruhe, denn wir haben keinen Streit mit euch, und auch wir werden euch in Ruhe lassen.“ Abū Sufyān erntete nichts als Scham und Spott nach dieser Ankündigung.
Aus dem Heer der Polytheisten kam ein Mann auf einem Kamel hervor und forderte die Muslime zu einem Duell heraus. Zubayr akzeptierte die Herausforderung und stieg auf sein Kamel. Beide kämpften ebenbürtig, bis der Götzendiener zu Boden stürzte und Zubayr ihn an Ort und Stelle tötete. Ein anderer Mann namens Ṭalḥa bin Abī Ṭalḥa, der Fahnenträger der Polytheisten, forderte mehrmals zum Zweikampf heraus. Zunächst nahm niemand die Herausforderung an, bis ʿAlī bin Abī Ṭālib vortrat und ihn mit nur zwei Hieben tötete. Nach dem Tod von Ṭalḥa bin Abī Ṭalḥa trat sein Bruder ʿUṯmān bin Abī Ṭalḥa auf das Schlachtfeld und ergriff das Banner. Ḥamza ibn ʿAbd al-Muṭṭalib trat gegen ihn an und tötete ihn ebenfalls. Nach den Duellen begann die eigentliche Schlacht und beide Heere kämpften unerbittlich. Beide Seiten fielen übereinander her und die Frauen der Quraysch schlugen ihre Tamburine, um die Kämpfer der Götzendiener anzutreiben. Jedoch zwang sie die ausgeklügelte Strategie des Heiligen Propheten zum Rückzug und die Muslime gingen als Sieger hervor. 44
Ḥamza bin ʿAbd al-Muṭṭalib kämpfte tapfer und besiegte jeden, der sich ihm in den Weg stellte. Er erwies sich als unbezwingbarer Krieger, aber Waḥschī ließ ihn nicht aus den Augen. Er wartete für seinen Angriff auf den richtigen Moment, weil er wusste, dass er eine direkte Konfrontation mit Ḥamza nicht überleben würde. Schließlich warf Waḥschī sein Speer und traf ihn im Bauch. Die Verletzung, die er damit zufügte, war so verheerend, dass Ḥamza zu Boden fiel und den Märtyrertod starb. Waḥschī verließ daraufhin das Schlachtfeld, weil er seine Aufgabe erfüllt hatte. 45
Den Muslimen gelang es, die Polytheisten zu überwältigen und sie daraufhin in die Flucht zu schlagen. Khālid bin Walīd war jedoch ein brillanter Stratege und wusste, dass ein Überraschungsangriff von hinten die Schlacht zu ihrem Gunsten verändern konnte. Deshalb versuchte er, die Muslime zu umgehen und sie von hinten anzugreifen, aber die Bogenschützen, die vom Heiligen Propheten positioniert worden waren, hielten ihn zunächst davon ab. Die muslimischen Bodentruppen schätzen währenddessen die Schlacht als gewonnen ein und begannen, die Kriegsbeute einzusammeln, während sich der Feind noch im Rückzug befand. Als die Bogenschützen das sahen, wollten sie ebenfalls ihre Position verlassen, um sich ihren Teil der Kriegsbeute zu sichern. Ihr Anführer ʿAbdullah bin Jubayr erinnerte sie zwar an die strengen Anweisungen des Propheten , aber dennoch verließen bis auf zehn Schützen alle anderen Krieger ihre Posten und stiegen vom Berg hinab. Als Khālid bin Walīd das sah, ergriff er augenblicklich die Gelegenheit, stürmte mit seiner Einheit das erhöhte Gelände und tötete die verbliebenen Bogenschützen und ihren Anführer ʿAbdullah bin Jubayr , um anschließend die Muslime von hinten anzugreifen. 46
Der Angriff von hinten kam wie aus dem Nichts und brachte die gesamte muslimische Formation aus dem Gleichgewicht. Die fliehenden Mekkaner nutzten die Gelegenheit, sich neu zu formieren und begannen einen neuen Angriff, während Khālid bin Walīd die muslimische Armee von hinten angriff und sie die Muslime langsam umzingelten. 47 Musʿab bin Umayr kämpfte an der Seite des Heiligen Propheten , wurde aber von Ibn Qamīʿa getötet. Da Musʿab bin Umayr dem Heiligen Propheten ähnlich sah, schrie Qamīʿa, dass Muḥammad gefallen sei. Dies löste Panik unter den Muslimen aus und verwirrte sie so sehr, dass einige Kämpfer inmitten des Chaos ihre eigenen Leute töteten. Zwar kämpften manche panisch um ihr Leben, aber die Mehrheit der muslimischen Krieger blieb weiterhin standhaft und kämpfte mit Tapferkeit und Entschlossenheit weiter. 48
Dieser Moment des Aufruhrs führte zu den Verletzungen des Heiligen Propheten . Sein Gesicht wurde verwundet und einige seiner Zähne wurden von ʿUṭba bin Abī Waqās gebrochen. 49 Es war eine heftige Schlacht, doch der Heilige Prophet wich keinen Schritt zurück und kämpfte unermüdlich gegen den Feind weiter. Miqdād bin ʿAmr lobte den Mut und die Resilienz des Heiligen Propheten , denn selbst in einer derart kritischen Situation blieb er standhaft und setzte den Kampf gegen den Gegner fort. 50
Eine kleine Gruppe der Gefährten blieb beim Heiligen Propheten , darunter Abū Bakr , ʿUmar , ʿAlī , Ṭalḥa , ʿAbd ar-Raḥmān bin ʿAwf , Zubayr , Saʿd bin Abī Waqās und Abū Ubayda ibn al-Jarrāḥ von den Muhājirīn. Von den Anṣār kämpften Ḥubāb ibn al-Munḏir , Abū Dujāna , ʿĀṣim bin Ṯābit , Ḥāriṯ bin Simʿa , Sahl bin Ḥunayf und Saʿd bin Muʿāḏ an der Seite des Heiligen Propheten . 51
Die Götzendiener versuchten immer wieder, zum Heiligen Propheten durchzudringen, doch seine mutigen Gefährten hielten sie auf. Zu den herausragendsten gehörten Saʿd bin Abī Waqās und Ṭalḥa bin ʿUbaydullah . Beide waren in ganz Arabien für ihre Fähigkeiten im Bogenschießen bekannt und sie bewiesen an diesem Tag ihr ganzes Können. 52 Während die Schlacht weiterging, war die erste Person, die den Heiligen Propheten erkannte, Kaʿb ibn Mālik . Als er den Heiligen Propheten erblickte, verkündete er mit lauten Rufen die gute Nachricht unter den Gefährten. Der Heilige Prophet deutete ihm an, leiser zu sprechen, damit der Feind nicht seinen Aufenthaltsort erfuhr und herausfand, dass er noch am Leben war. Aber die Muslime bekamen die gute Nachricht mit und versammelten sich um den Heiligen Propheten , während sie sich zu der Schlucht des Berges Uḥud begaben. 53
Nachdem sie die Schlucht erreicht hatten, folgte Ubayy bin Khalaf den Muslimen und rief den Namen des Heiligen Propheten . Die Muslime baten um Erlaubnis, ihn zu töten, doch der Heilige Prophet verweigerte dies und ging selbst auf ihn zu. Als Ubayy bin Khalaf sich näherte, nahm der Heilige Prophet den Speer von Ḥāriṯ bin ʿIṣma und stieß ihn von seinem Pferd. Ubayy wurde schwer verletzt und zog sich in großer Qual aus der Bergschlucht zurück. 54
Der Heilige Prophet entschied sich zusammen mit seinen Anhängern einen höher gelegenen Ort zu erreichen, aber aufgrund der anhaltenden Schlacht, schwerer Verletzungen und des Blutverlusts hatte der Heilige Prophet nicht genug Kraft, um den steilen Weg hinaufzugehen. Daher half ihm Ṭalḥa ibn ʿUbaydullah und die Muslime folgten ihm. Dort bildeten die Muslime mit einem wiedererwachten Gefühl der Stärke erneut die Schlachtformation und kämpften entschlossen gegen die Nichtmuslime, wobei sie die Schlucht als Festung nutzten. Eine Gruppe des mekkanischen Heers unter Khālid bin Walīd versuchte ihnen in die Schlucht zu folgen, aber die höhere Position gab den Muslimen die Oberhand. Folglich kämpften ʿUmar ibn al-Khaṭṭāb und eine Gruppe von Muhājirūn gegen sie. 55
Als die Mekkaner es nicht schafften, die von den Muslimen in der Schlucht des Berges errichtete Blockade zu durchbrechen, beschlossen die Quraysch nach Mekka zurückzukehren. Bevor sie jedoch zurückzogen, rief Abū Sufyān den Namen von Hubal aus und lobte seinen falschen Gott. Als die Muslime seinen Gesang hörten, befahl der Heilige Prophet ʿUmar ibn al-Khaṭṭāb , zu antworten. ʿUmar ibn al-Khaṭṭāb antwortete mit lauter Stimme:
اللّٰه اعلى و اجل ،لا سواء، قتلانا في الجنة وقتلاكم فى النار.
Allah ist der Allerhöchste und Majestätischste. Unsere Gefallenen sind im Himmel, während eure in der Hölle sind.
Als Abū Sufyān seine Stimme hörte, rief er ʿUmar zu sich. Der Heilige Prophet erlaubte ʿUmar , zu Abū Sufyān zu gehen, der ihn fragte, ob der Heilige Prophet noch am Leben sei. ʿUmar sagte ihm, dass er am Leben und wohlauf sei. Abū Sufyān wurde sich dessen bewusst, dass das nicht die letzte Schlacht zwischen den Muslimen und den Quraysch gewesen war. Bevor er ging, versprach er, die Schlacht im kommenden Jahr zu beenden. Der Heilige Prophet akzeptierte seine Herausforderung und so wurde ein weiterer Krieg zwischen den beiden Nationen beschlossen. 56
Nachdem Abū Sufyān gegangen war, befahl der Heilige Prophet ʿAlī bin Abī Ṭālib , den Qurayschiten zu folgen und herauszufinden, wohin sie unterwegs waren. ʿAlī bin Abī Ṭālib tat, wie ihm aufgetragen wurde und bestätigte, dass die Mekkaner auf dem Weg nach Mekka waren. 57
Die Nachricht vom Martyrium des Heiligen Propheten hatte Medina erreicht und die Frauen, die diese Nachricht nicht ertragen konnten, liefen zu den Schlachtfeldern von Uḥud. Andere wiederum, wie ʿĀʾischa bint Abī Bakr (Mutter der Gläubigen), Umm Sulaym und andere Frauen, begaben sich nach der Schlacht Richtung Uḥud und begannen, sich um die Verwundeten zu kümmern. Anas berichtet, dass er sie beide gesehen hatte, wie sie Mushkizas (mit Wasser gefüllte Ledertaschen) auf ihren Rücken trugen und den Verwundeten zu Trinken gaben. 58 Insgesamt kamen vierzehn mutige und tapfere Frauen von Medina nach Uḥud, um sich um die Verwundeten zu kümmern, darunter auch Fāṭima . Da die Wunden am Kopf des Propheten Muḥammad sehr tief waren, verbrannte Fāṭima ein Stück Teppich und verwendete die Asche, um die Blutung zu stoppen. 59
Hind bint ʿUtba verstümmelte gemeinsam mit anderen Frauen die Leichname der gefallenen Muslime auf dem Schlachtfeld, um den Muslimen und ihren Verwandten noch mehr Leid anzutun. Sie schlitzte sogar den Bauch von Ḥamza , dem Onkel des Heiligen Propheten auf, nahm seine Leber heraus und kaute auf dieser herum, um ihren Hass für ihn zu demonstrieren. 60 61
Als das Heer der Quraysch abzog, traten die Muslime aus ihrer Blockade hervor und sahen die verstümmelten Körper ihrer Geliebten. Ihre Trauer und Wut konnten nicht in Worte gefasst werden. Der grausame Anblick seines geliebten Onkels Ḥamza und wie die Mekkaner seinen Körper geschändet hatten, erschütterte den Heiligen Propheten sehr, da er noch nie etwas so Verstörendes gesehen hatte. 62 Weil aber das Schänden und Verstümmeln von Leichen nicht nur in Friedenszeiten, sondern auch Krieg unmoralisch und unangebracht ist, ist diese Handlung im Islam ḥarām (verboten). Daher vergaben der Heilige Prophet und die Gefährten die begangene Muṯla (Verstümmelung) und sahen davon ab, in zukünftigen Schlachten die Leichen getöteter Feinde zu schänden. 63
Die Gefährten fingen an, die Körper zur Rückführung nach Medina für die Beerdigung vorzubereiten, aber der Heilige Prophet entschied anders. Er verkündete, dass die Körper auf dem Schlachtfeld von Uḥud begraben werden sollten. Er ordnete auch an, dass seine Gefährten die Rüstungen abnehmen und die Märtyrer in den Kleidern begraben sollten, in denen sie gekämpft hatten. Sie leisteten seinem Befehl Folge und begannen, ihre geliebten Brüder zu begraben. Es gab nicht genug Leichentücher, daher wurde ein einzelnes Stück Stoff verwendet, um zwei Märtyrer zusammen einzuhüllen und in einem gemeinsamen Grab zu bestatten. ʿAmr ibn al-Jamūḥ und ʿAbdullah bin ʿAmr waren beste Freunde gewesen, daher ordnete der Heilige Prophet an, dass sie in einem gemeinsamen Grab begraben werden sollten. Nach der Beerdigung der Märtyrer kehrte der Heilige Prophet zusammen mit seiner Armee und den vierzehn Frauen nach Medina zurück. 64