Umme Ḥabība (ام حبیبة) ist der Titel von Ramla bint Abī Sufyān ibn Ḥarb 1 ibn Umayya ibn ʿAbd asch-Schams al-Qurayschi. 2 Einige Historiker geben an, dass ihr Name Hind war, 3 aber der Konsens ist, dass ihr Name Ramla war. 4 Sie wurde etwa 17 Jahre vor der Verkündung von Muḥammads Prophetentum geboren. 5 Sie war die Schwester von Muʿāwiya bin Abī Sufyān 6 7 und der Name ihrer Mutter war Ṣafīyya bint Abī al-ʿĀṣ. 8 Ihr Vater Abu Sufyān war zunächst ein Polytheist und ein Erzfeind des Propheten und des Islams, nahm aber später den Islam an.
Sie war ursprünglich mit ʿUbaydullah ibn Jaḥsch verheiratet, dem Bruder von Zaynab bint Jaḥsch 9 Umme Ḥabība und ihr Ehemann nahmen den Islam an, während ihr Vater Abu Sufyān ein Polytheist blieb. Aus Angst vor der Verfolgung durch die Quraysch wanderten sie und ihr Ehemann während der zweiten Migration mit anderen Muslimen nach Abessinien aus. 10 Dort brachte sie eine Tochter zur Welt, die den Namen „Ḥabība“ erhielt und wodurch sie mit dem Namen Umme Ḥabība R.A. bekannt wurde. 11
Nach einiger Zeit erfuhren sie, dass ʿUmar ibn al-Khaṭṭāb und Ḥamza ibn ʿAbd al-Muṭṭalib den Islam angenommen hatten. Für sie bedeutete diese Nachricht, dass Mekka nun für Muslime sicher war und so kehrten viele Muslime dorthin zurück. Umme Ḥabība und ihr Mann blieben jedoch mit einigen Muslimen zurück. 12 Später hatte sie einen Traum, in dem sie sah, dass es ihrem Mann sehr schlecht ging. Dieser Traum wurde wahr, als sie hörte, dass ihr Mann dem Islam abgeschworen und sich dem Christentum zugewandt hatte. Als sie versuchte, ihn zur Vernunft zu bringen, sagte er, er habe viele Religionen studiert und verglichen und sei zu dem Schluss gekommen, dass das Christentum das Beste für ihn sei. Also konvertierte er zum Christentum. Er versuchte sogar, Umme Ḥabība von seinen Ansichten zu überzeugen, aber sie blieb dem Islam treu. 13 Sie erzählte ihm sogar von ihrem Traum, aber er wollte nichts davon hören. Daher sagte sie: „Bei Allah, das Christentum ist für dich nicht besser als der Islam.“ 14
Zu diesem Zeitpunkt war sie von Trauer überwältigt. 15 Sie konnte nicht verstehen, warum ihr Mann den Islam aufgegeben hatte, nachdem er so viel für ihn geopfert hatte. Wenn er Christ werden wollte, hätte er in Mekka bleiben sollen, denn dort wurden Christen nicht verfolgt. Das zweite Problem war, dass sie nicht länger bei ihm bleiben konnte, weil er kein Muslim mehr war. Sie hatte daher keine andere Wahl, als ihn zu verlassen. Es wird berichtet, dass er später an Alkoholmissbrauch starb. 16
Als sie ihr Kind ansah und an dessen Vater und Großvater dachte, fühlte sie sich beschämt und gedemütigt, weil der eine ein Ungläubiger und der andere ein Christ war. Sie wollte nach Mekka zurückkehren, aber da ihr Vater ein offener Feind des Islams war, konnte sie nicht bei ihm bleiben. Ihre Schwiegereltern waren bereits in Abessinien, sodass ihr Haus in Mekka ebenfalls leer stand. Nachdem sie diese Möglichkeiten abgewägt hatte, beschloss sie, dass Mekka für sie keine Option war. Also blieb sie in Abessinien und betete zu Allah, dem Allmächtigen. 17
Bald darauf erreichte den Heiligen Propheten die Nachricht von ʿUbaydullahs Abtrünnigkeit und Tod sowie der Notlage von Umme Ḥabība Um ihr Problem zu lösen, schickte er ʿAmr bin Umayya zum Negus von Abessinien und bat ihn, Umme Ḥabība mit ihm zu verloben. 18 Der Negus fühlte sich geehrt, dass ihm diese Aufgabe übertragen wurde und wusste, dass dies auch die Beziehungen zwischen den Muslimen und den Abessiniern stärken würde.
Nachdem also die ʿIddat (Wartezeit) von Umme Ḥabība vorbei war, schickte der Negus seine Dienerin zu ihr und informierte sie über den Antrag des Propheten Muḥammad . Umme Ḥabība war über den Antrag sehr erfreut und betete für das Dienstmädchen, das ihr diese gute Nachricht überbracht hatte. Sie schenkte ihr sogar zwei silberne Armbänder und einige silberne Ringe. Das Dienstmädchen erzählte ihr dann, dass der König Umme Ḥabība gebeten hatte, jemanden (zum Wakīl) zu ernennen, der sie mit dem Heiligen Propheten vermählen sollte. 19 So ernannte sie Khalid ibn Saʿīd ibn al-ʿĀṣ zu ihrem Vertreter und schickte ihn los, damit er sie mit dem Heiligen Propheten vermählen konnte. 20
Der Negus organisierte aus diesem Anlass eine Hochzeitsfeier und lud alle Muslime Abessiniens ein. Die Muslime kamen unter der Führung von Jaʿfar ibn Abī Ṭālib und Khālid ibn Saʿīd ibn al-ʿĀṣ. Als alle eingetroffen waren, sagte der Negus:
الحمد اللّٰه الملك القدوس السلام المؤمن المهيمن العزيز الجبار، أشھد أن لااله الا اللّٰه وأن محمدا عبده ورسوله وأنه الذى بشر به عيسى ابن مريم عليه السلام. 21
Ich danke Allah, dem Herrscher, dem Heiligen, der Quelle des Friedens, dem Hüter des Glaubens, dem Bewahrer der Sicherheit, dem Allmächtigen, dem Unwiderstehlichen, dem Höchsten. Ich bezeuge, dass niemand das Recht hat, angebetet zu werden, außer Allah, und dass Muḥammad () sein Gesandter ist. Und es wurde uns von Jesus, dem Sohn der Maria, über Muḥammad () berichtet.
Dann wandte er sich erneut an sie und sagte, er habe sie alle versammelt, weil Prophet Muḥammad ihm geschrieben und ihn gebeten habe, Umme Ḥabība mit ihm zu vermählen. Daher sei er seiner Bitte nachgekommen und habe den Wakīl der Braut gefragt, ob er damit einverstanden sei, Umme Ḥabība gegen eine Mitgift von 400 Dinar mit Prophet Muḥammad zu verheiraten. Der Wakīl, Khālid ibn Saʿīd , antwortete, dass er damit einverstanden sei, Umme Ḥabība mit dem Heiligen Propheten zu vermählen. 22
Nach der Hochzeitszeremonie wollten die Leute gehen, aber der Negus hielt sie auf und sagte, dass es nach dem Brauch der Propheten üblich sei, dass sie nach einer Hochzeit etwas zu essen anbieten, und dieses Essen müsse gegessen werden. Das Essen kam also, die Gäste aßen und gingen. 23 24
Am nächsten Tag wurde das Dienstmädchen vom Negus zu Umme Ḥabība geschickt, um der Braut wertvolle Geschenke seiner Ehefrauen zu bringen. Zu diesen Geschenken gehörten Bernstein, Aloeholz und Parfüm. Sie nahm die Geschenke an und bewahrte sie mit dem Gedanken auf, sie in das Haus des Heiligen Propheten in Medina zu bringen. 25 26 Sie blieb in Abessinien bis zur Eroberung von Khayber, woraufhin der Heilige Prophet ʿAmr bin Umayya aḍ-Ḍamri als Bote zu Negus schickte und ihn bat, die verbliebenen Auswanderer nach Medina zurückzubringen, da die muslimische Nation nun stark und stabil sei. Negus willigte ein und stellte den Muslimen zwei Schiffe zur Verfügung, die sie nach Medina zurückbrachten. 27 Als sie Medina erreichten, nahm der Heilige Prophet Umme Ḥabība in sein Haus auf und ehrte sie als eine von den Müttern der Gläubigen. Er ließ für sie ein Zimmer neben denen seiner anderen Frauen errichten. Dort lebte sie ein sehr glückliches Leben mit ihrem Mann und ihrer Tochter.
Sie war eine edle, geduldige und aufrichtige Frau, die Allah und seinen Gesandten mehr liebte als ihren Vater und ihre Familie. Außerdem hatte sie ihr Leben der Sache Allahs gewidmet und dafür große Entbehrungen auf sich genommen. Sie verbrachte die meiste Zeit damit, zu beten und den Heiligen Koran und die Hadithe zu lernen. Es wird gesagt, dass sie 65 Aḥādīth überliefert hat. 28
Als die Bewohner von Mekka den Waffenstillstand, den Vertrag von Ḥudaybiyya, brachen, fürchteten die Quraysch die Folgen und schickten Abu Sufyān nach Medina, damit er den Heiligen Propheten besänftigen konnte. Als er den Heiligen Propheten nicht überzeugen konnte, suchte er seine Tochter auf, in der Hoffnung, dass sie sich für ihn einsetzen würde. Sie hatten sich seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen 29 und als er ihr Haus betrat, geschah Folgendes:
Er betrat die Kammer, aber als er sich auf den Teppich des Propheten Muḥammad setzen wollte, zog sie ihn zurück und faltete ihn zusammen. Er sagte: „Ich weiß nicht, ob du denkst, dass der Teppich zu gut für mich ist oder ob ich zu gut für den Teppich bin.“ Sie antwortete: „Es ist der Teppich des Heiligen Propheten und du bist ein unreiner Götzendiener, daher mag ich es nicht, wenn du dich daraufsetzt.“ Nachdem er dies gehört hatte, sagte er: „Das Böse ist zu dir gekommen, seit du mich verlassen hast.“ 30
Sie erlaubte ihm nicht, auf dem Teppich des Propheten Muḥammad zu sitzen, was ihre unnachgiebige Liebe und Aufrichtigkeit gegenüber dem Heiligen Propheten zeigte. Dies war einer der Hauptgründe, die Abu Sufyān dazu brachten, sich dem Islam zuzuwenden, weil er sich dessen bewusstwurde, was seine Tochter und die anderen muslimischen Verwandten von ihm hielten. Es heißt, dass dies der Zeitpunkt war, an dem er daran dachte, den Islam anzunehmen, was schließlich nach der Eroberung von Mekka geschah.
Als sie ihren Tod kommen sah, wünschte sie die Mütter der Gläubigen zu sehen, um ihre Angelegenheiten mit ihnen zu klären. ʿĀʾischa R.A. erzählt:
Umme Ḥabība rief mich zum Zeitpunkt ihres Todes zu sich und sagte, dass wir uns manchmal wie rivalisierende Ehefrauen verhalten hätten und Allah uns beiden dafür vergeben möge. Ich vergab ihr und bat auch sie um Vergebung. Umme Ḥabība sagte: „Du hast mich glücklich gemacht, weil du mir verziehen hast. Möge Allah auch dich glücklich machen.“ Dann rief sie nach Umme Salama und bat sie ebenfalls um Vergebung. 31 32